Tradition mit gewissen Risiken
Als agrarisch geprägtes Land spielen die Viehzucht und auch die Landwirtschaft seit jeher eine wichtige Rolle auf Madagaskar. Unglücklicherweise hat diese Ausrichtung in vielen Bereichen rund um die Natur bereits einen sehr schmerzhaften und einschneidenden Tribut gefordert: Viele Hektar der ursprünglichen Bewaldung Madagaskars mussten weichen, um Platz für Acker- und Weideflächen zu schaffen. Brandrodungen und viele andere schädigende Handlungen stehen auf Madagaskar auch heute noch immer wieder auf der Tagesordnung vieler Dörfer, Familien und einzelner Bauern. Nur so können die Menschen sich gemäß ihrer Erfahrung nach das Überleben auf der Insel sichern. Und hierzu gehören auch die Zebus, die seit vielen Jahrhunderten überaus wichtiger Bestandteil der madagassischen Kultur sind. Im kulturellen und sozialen Leben der Bevölkerung besetzen die Zebus einen uneinnehmbaren Platz und sind von diesem nicht mehr wegzudenken. Sie sind wichtiger Bestandteil vieler kultureller sowie religiöser Riten und gelten gleichzeitig als eines der wichtigsten Symbole für Reichtum und Wohlstand. Realistischen Schätzungen zufolge existieren auf der Insel derzeit mehr Zebus als Menschen und wenn Sie eine unserer Individualreisen buchen und sich beispielsweise für eine Tour an die Vanilleküste oder eine Individualreise von Antananarivo nach Tulear entscheiden, können Sie sicher sein, dass auch Ihren Weg früher oder später ein paar Zebus kreuzen werden.
Zebus als Prestigeobjekt
In der madagassischen Kultur haben die Zebus einen festen Platz: Sie werden benötigt, um die Gunst der Ahnen zu erlangen und sie sind aus vielen Zeremonien nicht wegzudenken. Ein darüber hinausgehender Nutzen wird den Zebus meist nicht zugeschrieben. Milch und Leder der Buckelrinder werden nicht verarbeitet und auch auf das Fleisch der Tiere haben es die Menschen nicht abgesehen. Auch für die Arbeit in der Landwirtschaft werden die Rinder, wenn überhaupt nur sehr rudimentär eingesetzt, um hin und wieder einen Karren zu ziehen oder die Erdschollen auf den Reisfeldern zu zertreten. Tatsächlich verursachen die Zebus den meisten Familien deutlich mehr Kosten als Nutzen, doch die auf Madagaskar festgefahrenen Traditionen zu ändern ist alles andere als einfach. Heutzutage kommt neben den hohen Kosten zudem ein weiterer Risikofaktor für alle Halter von Zebus hinzu: Die Viehdiebstähle auf Madagaskar haben in den letzten Jahren nahezu dramatisch zugenommen. Tatsächlich galt es vor allem im Volk der Bara schon immer als eine Mutprobe ein Zebu zu stehlen und dadurch die eigene Männlichkeit zu beweisen. Seit einigen Jahren haben die Viehdiebstähle aber immer größere Ausmaße angenommen und vielerorts ist regelrecht von kriminellen Organisationen zu sprechen. Gerade für die ärmeren Teile der Bevölkerung, die auf dem Land in kleinen Dörfern und Gemeinden leben, bietet dieser Zustand ein hohes Risiko. Auch im Zusammenhang mit dem Todesmarsch der Zebus, der auf Madagaskar eine wichtige Rolle spielt, haben sich die neueren kriminellen Entwicklungen rund um die Zebu-Diebstähle bereits niedergeschlagen. Jedes Jahr werden die im Süden der Insel aufgewachsenen Zebus auf einem außerordentlich anstrengenden Marsch in den gut 1.000 Kilometer entfernten Norden des Landes in die entsprechenden Schlachthäuser gebracht. Auf dieser Reise müssen zahlreiche karg besiedelte und trockene Landstriche überwunden werden – einem organisierten Überfall können die entkräfteten Männer in dieser Situation nicht standhalten.
Traditionen lassen sich nur schwer ändern
Ein Faktor, der im Zusammenhang mit der Haltung der Zebus besonders ins Gewicht fällt, ist dass die Kosten-Nutzen-Kalkulation absolut unausgewogen auftritt. Die Menschen auf der Insel haben abgesehen vom Prestige keinerlei Vorteile von der Haltung der Rinder. Seitdem auch der Fleischkonsum auf Madagaskar geradezu drastisch gesunken ist, werden selbst gut genährte Rinder nur noch zu einem niedrigen Erlös verkauft. Auf der anderen Seite stehen die enormen Kosten, welche die Haltung der Rinder verursachen, die großen Gefahren aufgrund der Viehdiebstähle sowie auch die zahlreichen Schäden für die Natur und die Umwelt. Doch wie auch mit Blick auf die Reiskultur auf Madagaskar zeigt sich, dass einige Traditionen, selbst wenn nicht einmal genau klar ist, woher sie eigentlich stammen, sich nicht oder nur minimal von außen ändern lassen. Falls Sie mit Blick auf die Beziehung zwischen Mensch und Zebu auf Madagaskar noch weitere Informationen wünschen, einmal ein leibhaftiges Zebu in der Realität erblicken möchten oder gleich eine ganze Reise nach Madagaskar planen wollen, freuen wir uns, wenn Sie uns als Ansprechpartner und Reiseplaner in Erwägung ziehen. Wir warten auf Ihre Anfrage.