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Tsingy de Bemaraha und Morondava

Sie verlassen Belo-sur-Tsiribihina genau in Richtung Norden auf einer Erdpiste, die zur Trockenzeit leidlich befahrbar, zur Regenzeit eine Rutschpartie wird. Ungefähr 70 Kilometer sind es bis zur Fähre am Manambolo. Machen Sie sich auf mindestens 4 Stunden Fahrt gefasst, wenn alles glatt läuft – mit Allradfahrzeug und gutem Fahrer selbstverständlich! 45 Kilometer nördlich von Belo stoßen Sie auf das Camp der Ölsucher: in der Nähe des Nationalparks wird seit 2008 intensiv von Madaoil nach Öl gesucht. Selbstverständlich sind auch ausländische Teilhaber mit im Boot (China und USA). Die Vorkommen sind nicht unbeträchtlich, allerdings steht zu befürchten, dass die Natur auch hier gnadenlos in die Defensive gerät und der Gewinn ins Ausland fließt! Auch in der Trockenzeit geht es nun durch Schlammlöcher auf „neuen“ Umgehungsstrecken um altbekannte Hindernisse herum, teils im Kriechgang, teils als Berg- und Talfahrt von einer Senke in die nächste. Nach 100 Kilometern schließlich hat die Tortur ein Ende: Sie verlassen plötzlich den Schatten der Bäume, durch die Sie eben noch gefahren sind, und rollen eine abschüssige Piste hinab. Links zeugen zahlreiche Kinder und einige Hütten von der Zivilisation, rechts glitzert dann vor Ihnen das Wasser des Manambolo: ein lehmiges, steiles Ufer unter Bäumen, rechts davon und den Fluss hinauf die steilen Ufer der Gorges de Manambolo, dem südlichen Rand der Tsingy von Bemaraha.

Nationalpark Tsingy de Bemaraha

Wenn Sie am Nachmittag ankommen, taucht das Licht der sinkenden Sonne die zerklüfteten Felswände, mit den darin wachsenden Bäumen und Sträuchern, in ein magisches, goldenes Licht. Dunkel schimmert das Wasser des Flusses und glitzert an der Oberfläche in zahllosen Wellen: wieder so ein Ort zum ins Träumen kommen…

Allerdings ist zum Träumen einstweilen noch keine Zeit: falls Sie kein Quartier am Südufer (Camp Croco) gebucht haben und Ihr Hotel auf der Nordseite liegt – und das sind die meisten – liegt hier auch der Eingang zum Nationalpark. Also heißt es über den Fluss setzen: für Fußgänger mittels einer Piroge ist dies kein großes Ding, für die PKWs schon mehr. Die Fähre am Tsiribihina mutete früher schon abenteuerlich an: ein zusammengedengeltes Lastfloß, mit dem die Autos über den Fluss gezogen bzw. durch‘s seichte Wasser geschoben wurden.

Seit 2008 ist eine nagelneue, hochmoderne und technisch völlig überdimensionierte Fähre mit einem Hydrojet-Antrieb (!) im Einsatz. Wie die Regierung auf die Idee kam, ein solch kostspieliges und kompliziertes Ungetüm hierher bringen zu lassen, ist ein Rätsel. Da Sie normalerweise etwas warten müssen, bis die Bootsleute soweit sind, können Sie derweil einen ausgezeichneten Kaffee genießen, den das kleine Hotely am Ufer anbietet.

Auf der anderen Flussseite geht es das steile Ufer hinauf und dann erst einmal in Ihr Quartier: der Campingplatz, direkt linkerhand mit dem Ziehbrunnen, ist eine Möglichkeit. An der Straße, die nach links (parallel zum Fluss) geht, stehen mehrere Restaurants und einfachere Bungalowanlagen. Die etwas gehobeneren Unterkünfte finden sich etwas abseits der Straße folgend Richtung Bekopaka. Das Dorf – besser gesagt die kleine Stadt – liegt sehr malerisch am Fuße der Bemaraha-Berge. Hier können Sie nicht nur gut essen bzw. Proviant einkaufen sondern am Wochenende auch feiern und abtanzen gehen: dann ist in den kleinen Musikschuppen und Bars einiges los…

Die besten Hotels, das Relais und das Olympe, liegen auf erhöhtem Niveau – das heißt auf Hügeln. Mit dem Allradauto ist das kein Problem! Bereits 1927 zum Schutzgebiet erklärt und seit 1990 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes der Menschheit stehend, stellt der etwa 150.000 ha größte Nationalpark Tsingy des Bemaraha eines der sehenswertesten Naturwunder Madagaskars dar. Obgleich nicht ohne Mühen zu erreichen, lohnt sich der Besuch in jedem Fall. Mindestens 7 Lemurenarten, zahlreiche (nur hier zu findende) Reptilien, mehr als 90 Vogelarten, unzählige Insekten und mehrere hundert Pflanzenarten: tatsächlich ist die gesamte biologische Vielfalt dieses einmaligen Lebensraumes noch weitgehend unerforscht.

Immerhin zählt Bemaraha mit fast 1.000 mm Niederschlag pro Jahr zu einer sehr regenreichen Region, die einen wichtigen Beitrag zum Wasserhaushalt leistet. Allgemein zugänglich ist eigentlich nur der südliche, etwa 72.000 ha große Teil des Gebietes. Der Haupteingang befindet sich in Bekopaka.

Wenn Sie planen/vorhaben, den nördlichen Teil zu besuchen, brauchen Sie eine spezielle Genehmigung der ANGAP – ich kann dies selbstverständlich organisieren! Jedenfalls ermöglicht der Besuch des südlichen Teils einen mehr als hinreichenden Einblick in die atemberaubende Landschaft und erfordert mindestens 2 bis 3 Tage! Zum Nationalpark gehören nicht nur die Tsingy sondern auch die zahlreichen Grabstätten an der Manambolo-Schlucht. Die Tsingy haben eine starke spirituelle Bedeutung für die Madagassen: gelten Sie doch als Heimstatt der Geister der Vazimba.

Ein Besuch der berühmten Vazimba-Gräber bei einer Pirogenfahrt den Fluss hinauf ist ebenso Bestandteil eines Besuches hier wie die Tsingy selber. Beachten Sie aber auch die zahlreichen Fady.

Petit Tsingy

Bei den kleinen Tsingy werden folgende Rundwege angeboten:

Tantely-Circuit: dieser etwa 2 bis 3 Stunden dauernde Rundgang durch die kleinen Tsingy darf als „Kennenlern-Rundweg“ gelten. Auch für Leute machbar, die weniger gut zu Fuß sind, bietet der Rundweg einen kleinen Einblick in das verwirrende Felslabyrinth der Tsingy und die darin wohnenden Tiere und Pflanzen.

Manambolo-Circuit: kombinierte Exkursion, welche einen (mittelschweren) Rundgang durch die kleinen Tsingy (mit Besuch eines herrlichen Aussichtspunktes am Fluss) sowie eine Pirogenfahrt den Fluss hinauf umfasst. 4 bis 5 Stunden sollten Sie schon einplanen und auf jeden Fall Sonnenschutz und genügend Wasser mitnehmen! Andadoany-Circuit ist ein mittelschwerer und etwa 3 bis 4 Stunden dauernder Rundweg über 3 Kilometer Distanz durch die kleinen Tsingy.

Ankeligoa-Circuit: mit etwa 7 Kilometern Distanz deutlich länger als der Andadoany-C. ist der Ankeligoa-Circuit. 5 bis 6 Stunden sollten Sie einkalkulieren. Der Rundweg umfasst die Attraktionen des vorherigen, führt aber wesentlich weiter und erfordert deutlich mehr Kondition von den Teilnehmern.

Grand Tsingy

Der eigentliche Grund jedes Besuches im Nationalpark sind ohne Zweifel die spektakulären großen Tsingy. Folgende Rundwege werden angeboten:

Grand Tsingy Circuit ist mit etwa 4 Stunden Dauer und etwa 5 Kilometern Distanz der kürzeste der Rundwege durch die großen Tsingy.

Anjohimanitsy-Circuit ist mit 6 Kilometern Länge ein Tagesausflug bzw. als Zweitagestour buchbar mit Übernachtung im Zelt. Im Gegensatz zum etwas leichteren Grand Tsingy Rundweg ist er nur für gut konditionierte Menschen zu empfehlen: hoher Schwierigkeitsgrad!

Andamozavaky-Circuit ist nicht ganz so schwierig wie der Anjohmanitsy, aber mit fast 7 Kilometern Distanz auch der längste, welcher jedoch an einem Tag bewältigt werden kann. Wie bei den beiden vorher genannten Rundwegen, gilt es nicht nur mit den zahlreichen „Schikanen“ der Klettersteige fertig zu werden sondern auch mit der enormen Hitze – speziell während der Mittagsstunden.

Ranotsara-Circuit ist mit etwa 5 Kilometer und 3 bis 4 Stunden ein relativ neuer Rundweg mit spektakulären Aussichtspunkten. Da er noch wenig bekannt ist, am besten erfragen!

Berano-Circuit ist momentan der einzige Rundweg, der auch den nördlichen Teil des Schutzgebietes berührt. Mit 4 Kilometern Länge ist er in etwa 4 Stunden auch von Reisenden machbar, die weniger gut zu Fuß sind. Die Anfahrt erfordert allerdings noch mehr Zeit als die übrigen Touren: Sie fahren zunächst bis zum Dorf Antsalova und starten dann zum Fußmarsch.

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