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Die Kolonialzeit auf Madagaskar

Über lange Jahre hinweg war Madagaskar eine französische Kolonie, wobei die Kolonialmacht in diesem Fall äußerst brutal und respektlos gegen die Einheimischen vorging. Viele Jahre lang war es Europäern nicht gelungen auf der Insel Madagaskar dauerhaft Fuß zu fassen. Mit modernen Waffen, einer zahlenmäßigen Überlegenheit sowie einem überdurchschnittlich brutalen Vorgehen gelang es den Franzosen dann schließlich doch, sich Madagaskar als Insel zu unterwerfen. Die wichtigsten Stationen dieser Kolonialzeit sollen nachfolgend aufgeführt werden. An ihnen lässt sich ablesen, wie groß und nachhaltig der Einfluss der Franzosen auf Madagaskar gewesen ist. Heute noch versuchen viele Madagassen diese französischen Einflüsse abzuschütteln und aus ihrem Leben zu verbannen, aber nicht immer gelingt es die kulturellen Verschmelzungen wieder aufzubrechen. Wenn Sie eine Reise nach Madagaskar planen, werden auch Ihnen zahlreiche Zeugnisse der französischen Kolonialherrschaft auf der Insel begegnen. Wenn Sie sich für diese historische Zeit interessieren, können Sie auf Wunsch bei uns eine Tour für Ihren Urlaub auf Madagaskar buchen, die sich thematisch an diesem geschichtlichen Bereich orientiert.

Die Franzosen übernehmen Madagaskar

Es begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Franzosen Madagaskar zum französischen Protektorat erklärten. Dabei gingen die Kolonialisten überaus hart und unbarmherzig gegen die Bevölkerung der Insel vor und evozierten dadurch einen Guerillakrieg zwischen den Madagassen und den Franzosen. Ganze zehn Jahre lang dauerte dieser Krieg an, bei dem sich die Franzosen gegen die weniger kampferprobten Madagassen langfristig durchsetzen konnten. Daraufhin wurde im Jahr 1896 Madagaskar zur französischen Kolonie erklärt. Dies war gleichermaßen der Startschuss für die Ausbeutung des Landes und der dort lebenden Bevölkerung. Die erste Handlung der französischen Besatzer kümmerte sich zunächst um eine politische Neuordnung auf der Insel. Die vorherige Königin Ranavalona III, die heute als letzte Merina-Königin der Insel bekannt ist, wurde vom französischen Militär ins Exil gezwungen und verstarb im Jahr 1917 in Algerien. Anschließend versuchten die Madagassen noch eine Zeitlang Widerstand zu leisten und gegen die Besatzer vorzugehen, aber sämtliche Aufstände wurden mit größter Brutalität und Gewalt niedergeschlagen. So wurden der Kronprinz wie auch der amtierende Innenminister Madagaskars hingerichtet, ganze Dörfer wurden absichtlich verbrannt und die dort lebenden Bewohner wurden häufig auf brutalste Art und Weise hingerichtet. Von den Franzosen als sogenannte Befriedungsphase bezeichnet, galt dieser Name eher einer Art Farce. Eine derart blutige Epoche hatten die Madagassen noch nie erlebt, selbst die grausame Herrschaft der Königin Ranavalona I, die schon viele Einheimische das Leben gekostet hatte, wirkte gegen dieses blutige und brutale Schauspiel nebensächlich. Trotzdem gelang es den Franzosen nicht den Willen und den Kampfgeist der Madagassen zu brechen, denn immer wieder kam es zu erbitterten Aufständen.

Die Aufstände verlaufen im Sande

Angesichts der Tatsache, dass die Madagassen sich noch immer weigerten, sich einfach ihrem Schicksal zu ergeben und die Herrschaft der Franzosen bedingungslos anzuerkennen, griffen die Besatzer zu noch härteren und noch drastischeren Maßnahmen. Typisch madagassische Gepflogenheiten und kulturelle Werte wurden verbannt. Französisch galt als neue Amtssprache und in den Schulbüchern der damaligen Zeit wurde sogar die Geschichte verändert. Die Gallier schienen nun die Vorfahren der Madagassen zu sein, die wichtigen französischen Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wurden dagegen bewusst nicht gelehrt, sondern blieben für die Einheimischen weiterhin Fremdwörter. Binnen kürzester Zeit wurden die Madagassen zu Menschen zweiter Klasse degradiert, indem man ihnen den Zugang zur besseren Bildung, besser gestellten Berufen sowie auch zu Verwaltungsposten verweigerte. Einziger Vorteil in dieser Phase der Kolonialisierung Madagaskars war wohl die Befreiung der Sklaven – rund 70 Prozent der bis zu diesem Zeitpunkt als Sklaven eingestuften Menschen konnten sich plötzlich über die Rückkehr in die Freiheit freuen. Nichtsdestotrotz wurden die Madagassen gern als Kanonenfutter in den französischen Kriegen verwendet. Knapp 45.000 Madagassen mussten unter französischer Flagge im Ersten Weltkrieg kämpfen und rund 2.000 von ihnen verloren dabei ihr Leben.

Veränderungen für das gesamte Land

Doch nicht nur die Menschen litten unter der Herrschaft der französischen Besatzung – auch die Natur musste langsam aber sicher weichen. Tatsächlich machten es sich die Kolonialisten zur Aufgabe ganze Landstriche mehr oder weniger umzugestalten. Dabei musste die heimische und ursprüngliche Vegetation vielerorts weichen, um mehr Anbaufläche für Wein, Tabak, Kokos oder Sisal zu erhalten. Weiterhin verwandelte sich auch das Bild der Städte und Ortschaften auf Madagaskar: Einstmals kleine Ort wuchsen zu großen Städten heran, andere heute bekannte Städte wurden hingegen komplett neu gegründet und aus dem Boden gestampft. In vielen Städten wie Fort Dauphin, Joffreville oder auch Hell-Ville steht das koloniale Flair noch immer im Zentrum der Aufmerksamkeit und lässt sich beispielsweise an den verschiedenen architektonischen Gegebenheiten ablesen.

Weitere wichtige Veränderungen gab es mit Blick auf die Infrastruktur des Landes. Wichtige Straßenverbindungen wie etwa die sogenannten Nationalstraßen wurden geschaffen. Eine Tatsache, von der die Menschen auf Madagaskar auch heute noch profitieren. Daneben wurden zusätzlich auch Eisenbahnstrecken errichtet. Dies geschah aufgrund des teilweise extrem unwegsamen Geländes nur unter größten Anstrengungen. Strecken zwischen Antanananrivo und Tamatave oder Antsirabe sowie Lac Alaotra entstanden, werden heute aber nur noch teilweise genutzt. Im Zuge des Eisenbahnbaus auf Madagaskar kamen auch zahlreiche Chinesen auf die Insel, die damals bekanntermaßen besonders berühmt für die guten Erfolge im Eisenbahnbau waren. Heute sind die chinesischen Gruppierungen vor allem im Vanille-Handel sowie auch im Bereich des Edelsteinhandels zu finden. Zusätzliche Anstrengungen im Bereich des Ausbaus der infrastrukturellen Gegebenheiten auf Madagaskar war die Einrichtung zahlreicher Flugplätze und Landebahnen, da die Franzosen die Insel nicht nur mühsam zu Lande, sondern im besten Fall auch aus der Luft erschließen wollten. Auch der Ausbau des Canal des Pangalanes war ein wichtiges Projekt der Franzosen. Der Kanal wird auch heute noch intensiv genutzt, verfällt leider aber zusehends.

Die Zeit während des Zweiten Weltkriegs

Im zweiten Weltkrieg gelang es den Deutschen die Franzosen zu überrennen und dort ein sogenanntes Vichy-Regime aus Hitler ergebenen Anhängern einzusetzen. Auch die Verwaltung auf Madagaskar war Hitler und seinen Vorstellungen vom Dritten Reich zugetan. Die Angst vor einer Invasion der Japaner wuchs dadurch von Tag zu Tag. Großbritannien beschloss daraufhin die Bemühungen im Kampf gegen das Hitlerregime auch auf Madagaskar auszuweiten und schickte eine riesige Luft- und Seestreitmacht auf die Insel. Die französischen Gruppen in Antsiranana wurden angegriffen und der Flottenstützpunkt nach harten Kämpfen im Mai 1942 von den Briten besetzt. Auch heute noch lassen sich zahlreiche Zeugnisse dieser Kämpfe entdecken: In der Bucht von Diego schlummern zahlreiche Wracks von Flugzeugen und Schiffen auf dem Meeresgrund.

Die Jahre nach dem Krieg

Im Jahr 1943 gaben die Briten Madagaskar an die französische Exilregierung zurück. Immer wieder versuchten die Madagassen gegen die französischen Kolonialmächte aufzubegehren, weshalb dem Land im Jahr 1946 eine gewisse Form von Autonomie gewährt wurde. Immerhin hatten die Madagassen mittlerweile deutlich mehr Kampferfahrung und hatten gelernt, dass die französischen Besatzer keineswegs unbesiegbar waren. Drei Widerstandsgruppen mit den Namen PANAMA, JINA und MDRM hatten sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Insel Madagaskar gebildet. Im Jahr 1947 fand ein großer Aufstand statt, bei dem ein Gendarmerie-Posten der sogenannten Kolonialpolizei überfallen wurde. Dies gab den Anstoß für tausende Madagassen, die daraufhin ihre Waffen zur Hand nahmen, um sich gegen ihre Unterdrücker zur Wehr zu setzen. Die MDRM, die Demokratische Bewegung zur Erneuerung Madagaskars, wurde von den Franzosen als Schuldiger bei diesem Aufstand ermittelt, wobei heutige Forschungen davon ausgehen, dass die MDRM mit der Organisation nichts zu tun hatte und dass eher die beiden anderen Gruppierungen, PANAMA und JINA für die Organisation verantwortlich waren.

Nach gut einem Jahr der blutigen Aufstände der Madagassen, wurden rund 30.000 Franzosen mit modernsten Waffen ausgerüstet, um die Einheimischen endgültig niederzuschlagen und den Aufstand zu beenden. Die Opferzahlen aus dieser Zeit basieren in erster Linie auf zum Teil sehr unterschiedlichen Schätzungen und siedeln sich vermutlich irgendwo zwischen 15.000 und 100.000 Menschen an. Etwas außerhalb von Moramanga findet sich heute eine Gedenkstätte, die für die Anführer der drei Widerstandsgruppen errichtet wurde, die von den Franzosen grausam hingerichtet worden sind. Neben der Gedenkstätte finden sich auf mehrere Eisenbahnwaggons, in welche die Madagassen gezwängt wurden, um dann anschließend mit Maschinengewehrfeuer hingerichtet zu werden.

Das Ende der Kolonialzeit

In den meisten französischen Kolonien herrschte mittlerweile Aufruhr und auch andere Länder mischten sich in die Konflikte ein, indem sie Frankreich anwiesen, den eigenen Kolonien mehr Unabhängigkeit zu gewähren. Bis ins Jahr 1950 besaß Frankreich aber dennoch das Kriegsrecht auf Madagaskar und erst als die Herrschaft auch in anderen Kolonien wie Algerien und Indochina endgültig zu bröckeln begann, gestand Charles de Gaulle den französischen Kolonialvölkern ein Mitspracherecht zu. Dies hatte zur Folge, dass in der französischen Nationalversammlung in Paris nun auch Abgeordnete aus den Kolonien zu finden waren. Die Welt befand sich nun in einem Umbruch und selbst die brutalen Methoden der französischen Kolonialisten konnten das Autonomiestreben der Unterdrückten nicht länger aufhalten. 1956 wurde in Frankreich ein sogenanntes Rahmengesetz verabschiedet, in welchem geschrieben stand, dass die französischen Kolonien hinsichtlich der nationalen Institutionen neu zu ordnen wären. Dies war ein bedeutender Schritt hin zur Unabhängigkeit von Madagaskar. Schon ein Jahr später wurde Madagaskar als unabhängige Republik mit einer zunächst noch provisorischen Regierung ausgerufen. Die erste eigene Verfassung im Jahr 1959 untermauerte dann den Unabhängigkeitsanspruchs Madagaskars. Charles de Gaulle erklärte Madagaskar in Antananarivo dann am 26 Juni 1960 für unabhängig. 65 Jahre der französischen Kolonialherrschaft waren damit vorbei, aber längst nicht vergessen. Auch heute sind die blutigen Schrecken dieser Zeit noch immer in den Köpfen vieler Menschen präsent und daran wird sich vermutlich auch in Zukunft kaum etwas ändern.

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